Im Mai dieses Jahres konnten der Vorstand und die Direktion des Weissen Kreuzes Südtirol nach erfolgreich absolviertem Audit der SQS die Auszeichnung des Management-Excellence-Labels entgegennehmen. Damit ist das Weisse Kreuz die erste NPO im Südtirol, welche auf diesem anerkannten Niveau der Exzellenz angekommen ist.
Dieser Auszeichnung geht ein Weg voraus, der auf seine Weise als sowohl einmalig wie auch exemplarisch zu bezeichnen ist. In einem über 15 Jahre dauernden Organisationsentwicklungs-Prozess der kleinen, aber konsequenten Schritte gelang es der Organisation, sich von einem lose organisierten Rettungsnetzwerk zu einer hochprofessionellen NPO zu entwickeln.
Waren zunächst die drängendsten Probleme der Aufbau- und Ablauforganisation zu lösen wie auch das Rechnungswesen der Zentrale mit den Buchhaltungen der über 30 Sektionen zu konsolidieren, konnte nach dieser Grundlagenarbeit ein Leitbild entwickelt und davon abgeleitet eine Strategie definiert werden. Diese zog den Aufbau einer Marketingabteilung und eines Personalmanagements nach sich. Das Personalmanagement beinhaltet heute nebst der professionellen Personaladministration eine Personalentwicklung mit vorbildlicher Leistungspalette, welche Personalförderung, -erhaltung, -weiterbildung sowohl für Hauptamtliche wie auch für Ehrenamtliche und Freiwillige beinhaltet.
Der nächste Schritt war der Aufbau eines integralen und auf den ausgewiesenen Bedarf des staatlichen Kostenträgers (Sanitätsdirektion) abgestimmten Leistungskonzepts. Die Installierung eines effektiven und effizienten Ressourcenmanagements sowie eines strategischen und operativen Controllings waren die unmittelbaren Folgen. Damit und durch die daraus folgende Professionalisierung der IT konnte das Weisse Kreuz schon vor einigen Jahren erstmals eine ISO-Zertifizierung erlangen.
Schliesslich konnte ein professionelles Freiwilligenmanagement installiert werden – bei über 3‘000 Freiwilligen zu rund 300 Hauptamtlichen ein strategisch hoch relevanter Schritt. Wie konnte dies alles auf derart exemplarische Weise gelingen? Die kritischen Erfolgsfaktoren sind klar auszumachen:
- Der unabdingbare Wille der obersten Führung: Der langjährige Präsident Dr. Georg Rammlmayr, zusammen zunächst mit dem mitinitiierenden Geschäftsführer Adolf Di Lorenzo, später vor allem mit seinem Nachfolger Dr. Ivo Bonamico, waren von Anfang an von der Wirkung des Freiburger Management Modells überzeugt. Immer wieder waren in der Folge Mitglieder sowohl der ehrenamtlichen wie auch der hauptamtlichen Führung unter den Absolventen des Nachdiplomstudiums des VMI zu finden. Die Begeisterung für diesen Organisationsansatz konnte auch an die nächste Generation weitergegeben werden. Die neue Präsidentin, Frau Barbara Siri, setzt als NDS-Absolventin den eingeschlagenen Weg konsequent fort.
- Die mit viel Disziplin eingehaltenen Prinzipien der Good Corporate Governance: Die eng abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und Hauptamt, die Verzahnung zwischen strategischer und operativer Verantwortung, aber auch die konsequente gemeinsame Präsenz und Kommunikation mit dem Kostenträger, den Behörden und den Medien waren und sind zentrale Elemente für das Gelingen einer Organisation, welche mittlerweile 95% der Rettungs- und Krankentransporte im Südtirol abwickelt und ein grosser Teil der Bevölkerung zu seinen Mitgliedern zählt.
- Die kongruente Abbildung von Strategie und Leistungskonzept in der Aufbauorganisation: Das Weisse Kreuz ist organisatorisch genauso aufgebaut, wie es die strategischen Schwerpunkte verlangen. Die ehrenamtlichen Kommissionen sind lückenlos in der operativen Struktur abgebildet. Die ehren- und hauptamtliche Führungsorganisation in den leistungserbringenden Sektionen sind miteinander in konsequenten Führungsrhythmen verknüpft und koordiniert.
- Die Haltung gegenüber dem kostbarstem Gut, dem ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter – und den Freiwilligen. Das Weisse Kreuz investiert ständig und konsequent finanzielle und personelle Ressourcen in die Unterstützung der Identifikation von Freiwilligen und Hauptamtlichen mit der eigenen Organisation, genauso wie in ständige Weiter- und Fortbildung sowie in weiteren Massnahmen der Personalerhaltung, wie zum Beispiel einer Unternehmenskommunikation, welche die Anliegen der Mitarbeitenden auf allen Stufen regelmässig aufzunehmen in der Lage ist.
Dr. André Bürki
Berater BVM
(Mit freundlicher Genehmigung des Magazins der Beratungsfirma BVM)